… ist eigentlich gar keine Hundegeschichte, sondern eine Erzählung über eine Urlaubsreise, die uns in ein kleines unbekanntes Dorf nach Niedersachsen führt - und wir ausnahmsweise dort landen, wo keine Berge, sondern da wo Pferde sind und die Menschen augenscheinlich den ganzen Tag in Reithosen rumlaufen.

 

Der diesjährige Start zu dieser kleinen Reise ist jedoch zunächst überschattet von mehreren unangenehmen Überraschungen. Zum einen befördert Enyo sein Fraule fast ins Grab, da er ein Stromkabel, das er offensichtlich für eine Schlange hielt, durchbiss (siehe ‚unser Michel‘) und zum anderen Bandits lahmer Vorderlauf schlecht heilte und wir unbedingt den Kinderwagen mit ins Gepäck laden mussten. Letzterer Umstand stellte uns bezüglich des Ladevolumens unseres Allrad-Onkels vor ein Problem. Denn für den mittlerweile über 12 Jahre alten ‚Karren’ gab es so gleich mal keinen Dach-Gepäckträger auf den wir die erforderliche Dachbox hätten montieren können.
Hätte ‚das Autohaus unseres Vertrauens‘ nicht kurz gezaubert und uns damit aus der Patsche geholfen, wäre auch noch der Erwerb eines Anhängers nötig geworden.
Ach ja – und die Waschmaschine meinte dann auch noch
urlaubsreif zu sein und ging auf ‚ERROR‘.
Last but not Least wurden aber alle ‚Problemchen‘ gelöst bzw. alle Anschläge

überlebt und so konnte das Unternehmen ’auf nach Brokeloh’ letztlich dann

frohgelaunt für ein zweites Mal starten.

‚Brokeloh? Wer will denn hier Urlaub machen?’ wurde unser Gastgeber Karsten Strehl vor einigen Jahren gefragt, als er den Brokeloher Moorhof erwarb, um den Resthof zu renovieren und einen Reiterhof nebst Ferienwohnungen daraus zu machen.
‚Brokeloh? Wo ist denn das?’ ist die erste Frage, die wir gestellt bekommen, wenn wir davon erzählen.

 

Brokeloh – das ist sechs Stunden Autofahrt von unserer Einflugschneise des Stuttgarter Flughafens entfernt. Liegt im südlichen Zipfel von Niedersachsen und gehört zum Naturpark Steinhuder Meer, nordöstlich  von Hannover.
So nun ist schon mal die Richtung klar. Wir sind also ausnahmsweise nicht in einem gallischen Dorf am Atlantik und nicht in den Bergen, sondern dort, wo es ganz flach und am Horizont außer Windräder nichts zu sehen und außer dem Getrappel der Pferdehufe und dem Vogelgezwitscher auch nichts zu hören ist.

 

Eine kleine Anzeige in einem Reiterjournal machte uns auf das Feriendomizil aufmerksam und hierin lockte uns vor allem der Satz ‚Hunde und Pferde willkommen’.
Vorangegangen war die Feststellung, dass der Traum vom Reiten einfach nicht aus dem Kopf vom Fraule zu bekommen ist und der ‚Berufs- und Hundealltag‘ es einfach unmöglich machen, die Pferdeliebe zu pflegen.
So werden die Reiterträume seit einigen Jahren ‚nur’ noch im Urlaub gelebt und ehrlich gesagt, bestand diese Vorstellung aktuell eigentlich darin, mit einem schwarzen Friesen an einem Nordseestrand entlang zu galoppieren.
Da Hundemann und Nichtreiter Uwe selbiger Traum im Detail jedoch unbekannt war und er ohnehin eher auf die einladend dargestellten Wohnungen als auf die Pferde der Homepage im Internet schaute, buchte er schlichtweg kurz entschlossen und ohne weitere Rückfragen an die ‚Träumerin’ eine Ferienwoche bei Karsten Strehl auf dem Brokeloher Moorhof.

 


‚Was? Die sind doch viel zu klein für mich, so meine Befürchtungen, als ich nochmals nachhakte, was für Pferde den Gästen, die kein eigenes Pferd mitbringen, für Ausritte zur Verfügung stehen.
Ich darf anmerken, dass ich bei meinen Urlaubsabenteuern mit den ‚Pferdeträumen’ bereits einiges erlebt – und geritten habe.
Was mir bis dato jedoch noch nie unter den Sattel gekommen ist, waren Islandpferde.
Selbst mittlerweile in der XXL-Abteilung angekommen, hielt ich meine Person für die kleinen Pferde schlichtweg für ‚untragbar‘.

Die besorgten Rückfragen, die per Mail nach Niedersachsen versandt wurden, kamen schnell, knapp und freundlich beantwortet von unserem Gastgeber zurück: „Machen Sie sich wegen des Reitens keine Sorgen.“ Er sollte Recht behalten.

Gäste, welche ohne eigenes Pferd anreisen, können wie geschildert auf Isländern ausreiten. Die Isländer gehören zu der Kooperationspartnerin Katja, die mit ihren Pferden im Hänger zum vereinbarten Termin direkt zum Moorhof anfährt.
Die Reittermine werden einfach über Karsten, mit ihr persönlich oder kurz am Handy abgestimmt und sind derzeit in der Regel am Vormittag.
Sie bietet z.B. Ausritte für jeden Ausbildungsstand von einer bis mehreren Stunden sowie Tagesritte an und führt auch die Gastreiter mit ihren eigenen Pferden in die Umgebung.
Hierbei entstehen immer wieder ganz gemischte Gruppen, was die Unternehmungen meiner Ansicht nach noch interessanter machen.

Katja hatte für mich jeweils immer das passende Pferdchen gefunden, und

oh Wunder – ich fühlte mich auf den kleinen gehfreudigen Ponys

mit ihren bauschigen Mähnen gleich sehr wohl.

Hätte mir das vorher einer gesagt….! Jedenfalls lassen sich Katjas Isis völlig unkompliziert reiten und vor allem der Trab begeistert auch den nicht so geübten Reiter. Die fleißigen und gutmütigen Pferde sind stets gut zu kontrollieren und ‚völlig klar im Kopf‘.
Für jemanden wie mich, die ‚nur’ im Urlaub ein paar Ausritte unternehmen kann und dadurch unweigerlich etwas aus der Übung ist, sind solche Ritte schlichtweg ‚ein Traum’.
‚Na - wie gefällt Dir Dein Friese heute?’ werde ich von Katja nunmehr oft schmunzelnd gefragt, seitdem sie von meiner Friesen-Geschichte weiß.

 

Bereits nach wenigen Minuten fühlte ich mich bei dem ersten Ausritt

letztes Jahr völlig entspannt. Katja hat ständig ein Auge auf die ihr

anvertrauten Reiter und dirigiert Pferde wie Menschen immer

frohgelaunt und sicher durch die wunderschöne Natur rund um den Moorhof.


Von hier aus lässt es sich in alle Richtungen reiten.
Auf den meist sandigen Wegen durchqueren wir die Gegend, welche für uns Stadtmenschen in schier gar unendlicher Weite vor uns liegt - und treffen dabei kaum einen Menschen.
Nur Rehe kreuzen hin und wieder unsere Wege, ganz nahe am Moorhof stets dasselbe, es ist schwarz und ‚wohnt offensichtlich dort’.

 

Jedenfalls ist klar, wer hier seinem Hund Freilauf gönnt oder ihn

zum Ausreiten mitnehmen will, muss sich des zuverlässigen Gehorsams

seiner Fellnase sehr sicher sein!

 

Am schönsten sind die ca. zweistündigen Ritte

zu dem nahegelegenen Heyesee:

Dieses sagenhafte Gewässer ist ein ehemaliger Baggersee und in derzeitigem Zustand fast ein Naturreservat.
Überall finden wir zwar noch die entsprechenden Verbotsschilder, die auf das ‚Privatgelände‘ verweisen, doch hier ist offensichtlich ‚nichts‘  und dennoch ‚alles‘ erlaubt.
Dieser Umstand gestattet es uns aber auch den See mit den Pferden zu umreiten oder ein anderes Mal unsere Hunde hierher mit zum Baden zu nehmen. 

Die eine Uferseite ist bewaldet und man kann auf Trampelpfaden und Sandwegen

den See umrunden. Die andere Uferseite des Sees bietet einen breiten Sandstrand,

welcher in einer hohen Düne mündet, die unweigerlich zum ‚Aufgalopp’ einlädt!
Die Pferde kennen das schon. Ein Kontrollblick von Katja und dann legen sie auch

schon eins nach dem anderen los, sobald man sie laufen lässt.

 

‚Uih‘, das ist was für ‚Sattelfeste‘ – ‚Jipiih‘ - und für mich!
Schon sind wir oben, das war "Spitze".
Die Letzten beißen die Hunde – oder nein – besser gesagt die Staubwolke des aufwirbelnden Sandes, wenn es mal länger nicht geregnet hat.
Auf dem Sandberg oben fühlen wir uns mit den Pferden fast wie in einem Indianerfilm, schaut man doch über die Pferdehälse mit den wehenden Mähnen über den gesamten See herab. Herrlich!

 

Nordseestrand und Friesen ade – das hier ist viel besser!
Abwärts lenken wir die Pferde über die flach abfallende Seite der Düne. Trotzdem bekommt man hier einmal ein Gefühl dafür, wie es den Reitern mit ihren Spitzenrössern wohl bei einem Spring-Derby auf ‚dem Wall‘ ergehen mag!
Nach der Umrundung des Sees bekommen die Pferde eine Pause. An einer Uferstelle, die flach und weit in das Gewässer führt, reiten wir die Ponys in den See und lassen sie ‚wassertreten‘ und trinken.

 

Danach steigen wir alle ab und lassen die Pferdchen eine Weile grasen.
Nur die Schreie eines Adlerpaares, das sich von der Thermik in der Luft treiben lässt, durchbricht die Stille.

 

Ein paar Tage später macht uns Katja auf einen Pirol aufmerksam. Der quitschgelbe Vogel gleitet ein paar Meter vor uns tollkühn durch die Luft und entschwindet dann quer über den See. Ich habe einen solchen Vogel in freier Natur ehrlich gesagt noch nie beobachten können, ebenso wenig wie ich bisher ein See- oder Fischadlerpaar gesehen und geschweige denn einer dieser Vögel als solchen erkannt hätte, wären nicht so naturbewusste Begleiterinnen mit mir unterwegs gewesen.
Das Bild der unberührten Natur – es wäre hier nahezu perfekt, wären da nicht die achtlos zurück gelassenen Partyabfälle.
Dabei wurde erst vor kurzem durch viele ehrenamtliche Helfer der gesamte Uferbereich von derlei Müll befreit, wie uns Mitreiterin und Praktikantin Anika berichtet.
An vielen Stellen muss man deshalb leider genau hinschauen, um zu vermeiden, dass  Mensch oder Tier durch die herum liegenden Flaschen und Scherben Schaden erleiden.
Wir schütteln wiederholt den Kopf angesichts der unansehnlichen Hinterlassenschaften der Menschheit.

Der Rückweg führt uns über (im Sommer sichere) Wege durch die Moorlandschaft, den Kiefernwald und die kleine ‚Brokeloher Heide’

 

weiter über Feld- und Wiesenwege wieder zurück in Richtung des schmucken Dorfes mit seinen gepflegten Klinkerhäuschen.
Spätestens nach einem dieser Ritte fragt sich bestimmt niemand mehr: „Wer macht denn schon Urlaub in Brokeloh?“!

 

Die Möglichkeit ‚ab Hof zu reiten’ ist für uns natürlich besonders praktisch, kann doch so ‚der Mann‘ mit den Hunden am Hof bleiben und hat das Auto zur Verfügung.
Man geht von den Ferienwohnungen einfach nur einmal um die Ecke und ist schon bei den Pferden.
Ebenso mühelos gelangt man mit den Hunden auf die Gassiwege. Noch zwei bewohnte Häuser (Vorsicht, eines davon mit freilaufenden Hühner) und schon ist der Waldrand erreicht und das Örtchen verlassen.
Der erst kürzlich angelegte ‚Hermann-Löns-Wanderweg’ führt beispielsweise in einem großen Bogen rund um Brokeloh an diversen Aussichtspunkten und Naturdenkmälern

 


vorbei und wer möchte kann dabei über die Sommermonate beim Bickbeernhof einkehren (Länge ca. 10 km).
Zwar war beim diesjährigen Urlaub noch keine ‚Heidelbeerbickzeit’, dennoch lässt das Verpflegungsangebot hier kaum Wünsche offen und die überaus freundlichen Mitarbeiterinnen kamen uns sofort mit Wassernäpfchen entgegen, als wir mit den Hunden dort auftauchten.
Die Ausritte am Vormittag konnten wir stets so arrangieren, dass uns am jeweiligen Nachmittag noch genügend Zeit für gemeinsame Unternehmungen blieb.
Außerdem – man muss ja nicht jeden Tag reiten, denn ihr wisst schon ---- der ‚Bobbes’ und der Muskelkater…. !

So haben wir natürlich auch ‚zu Fuß’ den Heyesee umrundet. Haben uns ein wenig das ‚Touritreiben’ direkt in Steinhude angeschaut und die nähere Umgebung gemeinsam mit unseren Hunden erkundet.

 


Letztes Jahr hatten wir das Arabergestüt Ismer und den dazu gehörenden Tierpark in Ströhen besucht.
Der Besuch dort lockt mit zahlreichen Wildtieren

 

und einer Show mit netten Freiheitsdressureinlagen.

 

Selbst unsere vierbeinigen Begleiter waren im Gestüt

und im Tierpark willkommen.

 

Es gibt tatsächlich viele Ausflugsziele, für die ein Urlaub eigentlich gar nicht reicht.

Zudem ist auf der Internetseite des Brokeloher Moorhofs ein Link zu einer Tierärztin, welche sich auf Chiropraktik für Pferde und Hunde spezialisiert hat und ihrerseits direkt auf den Hof vor Ort kommt, um dort in entspanntem Umfeld die Patienten zu behandeln.
Wir hatten uns dazu entschlossen, ihr unseren ‚lahmen Bandit‘ und den immer im Passgang schlurfenden Enyo vorzustellen.
Beide Hunde wurden ‚zurecht gerückt’. Bandit läuft seit dem wieder viel offener und lockerer, trägt das Köpfchen wieder oben und hatte wohl eine rechte Blockade im Halswirbelbereich. Im Moment wird er noch geschont und läuft dabei aber ‚lahmfrei‘.
Enyo wiederum hatte ein Defizit im Bereich des ‚Hecks’ und auch er zeigt jetzt immer öfters einen normalen Trab.
Bei Enyo könnten wir uns aber auch noch gut vorstellen, dass er meint, er wäre ebenso ein Gangpferdchen und müsse deshalb Pass laufen….. grins…

Die Ferienwohnungen unserer Gastgeber selbst bieten alles, was für einen entspannten Urlaub erforderlich ist und entsprechen genau den Angaben und Beschreibungen auf den Bildern besagter Homepage.
Mit den Gästen der anderen Wohnungen gibt es zudem zumeist schnell regen Kontakt, denn üblicherweise dreht sich alles ‚ums Pferd’ und so ergeben sich schnell Gespräche um den letzten oder den nächsten Ritt und die passende Möglichkeit, sich einzuklinken.
In diesem, wie in letztem Jahr, lernten wir Reiterinnen und Reiter kennen, die ihre eigenen Pferde mit hatten und jeweils von der Reitumgebung und der Unterbringung ihrer mitgereisten Vierbeiner begeistert waren.
Den Gastpferden stehen Koppeln und luftige Paddocks zur Verfügung – vergitterte Boxenhaltung gibt es hier nicht.
Und auch unsere Hunde sind und waren hier nicht nur geduldet, sondern sind wirklich willkommen.
Alles um und mit dem Betrieb um den Moorhof ist unkompliziert.
Der Betreiber Karsten, seine Lebensgefährtin Nicola und alle Mitarbeiter/innen bemühen sich stets, für alle Fragen und Bedürfnisse da zu sein.
Dabei grenzt bei voller Gästebelegung mit diversen mitgebrachten Huftieren und Fellnasen die Organisation sicherlich ab und zu an Zauberei, damit allen Gästen ihre erhofften Urlaubs- und Reiterträume erfüllt werden.
Und deshalb überlegten wir auch dieses Jahr schon wieder vor der Abreise - wann ist wieder Zeit für Brokeloh? Dort wo keine Berge sind und wir in dem wohlbekannten kleinen niedersächsischen Dorf wieder einen ‚Urlaubs-Reitertraum’ erleben dürfen.

 

Denn wie heißt es so schön:
 „Träume nicht Dein Leben – sondern lebe Deinen Traum!“

 

Wenigstens einmal im Jahr .....