Donnerstag, Jeudi, 31.01.2013

 

Gestern hatten wir einen wunderschönen Tag – blauer Himmel, le bleu le bleu,

soweit das Auge reichte. Endlich einmal Licht! Aah! Und wir sind hinter

dem Haus in der Sonne gesessen, das Fraule dick eingemummelt

 

und Uwe in kurzem! T-Shirt.

Die Wauzis konnten endlich einmal den wunderbaren großen  Garten rund

ums Haus in aller Ruhe erkunden. Herrlich. Da das ganze Grundstück

tatsächlich wie beschrieben ‚mannshoch‘ ausbruchsicher eingezäunt ist,

so braucht man sich auch gar keine Gedanken machen. Übrigens – für

nasse schmutzige Gassi- oder Strandheimkehrer gibt es an der

Garagen-Außenwand sogar eine Hundedusche. Idealere Bedingungen für

einen entspannten ‚Hunderudelurlaub‘ gibt es wirklich nicht!

Am Nachmittag waren wir am Cap de Carteret.

 

Das Meer bei der Ebbe am Mittag war unendlich weit draußen und

gab dadurch einen unglaublich weiten Strandabschnitt frei.

 

Oben auf dem Cap kann man um den Leuchtturm eine schöne Runde

drehen und hat einen tollen Blick in alle Richtungen,

ein Wanderweg führt sogar mitten auf die Klippen hinaus.

 

Sonne und Wolken zauberten eine fast unfassbare Stimmung am Himmel

und ich konnte kaum aufhören mit dem Bilder schießen, bis die Knipse

‚ihren Geist aufgab‘, Akku leer. Herrli musste mir seinen Foto überlassen.

Fraule ohne Foto bei dem Wetter, der Stimmung und der Gegend - geht gar nicht!

 

Für die Wauzis war hier einmal mehr unendlicher Auslauf am Strand

geboten. Nur sind die Dünen zum Schutz stark mit den typischen

Holzpfahlzäunen zerteilt und man wird auf gassenartigem Wege

durch den Bereich regelrecht geschleust,

was teilweise sehr abenteuerlich war. Jedenfalls haben wir diesen

Sonnentag sehr genossen. Heute abermals schon vor dem Frühstück

und Morgengassi der Regenprassel auf dem Dach, es ist geradezu

Weltuntergangsstimmung und wir mögen noch gar nicht raus.

Das Regenradar verspricht aber bald Besserung und so müssen

sich die Wauzis noch kurz gedulden, wir halten uns derweil am

Dolce-Gusto-Kaffee warm. Ein Blick auf die Webcam in Südtirol zeigt

uns dort die verschneite Winterwelt in strahlendem blau-weiß. Tja….

 Erstaunlicherweise verläuft der restliche Tag tatsächlich trocken. Bei der

Frühstücksrunde Richtung Denneville entdecken wir ein älteres Pärchen

im Meer – ja richtig im Meer den Strand entlanglaufen. Die beiden stapfen

uns mit kurzen Hosen ausgestattet entgegen und gucken uns an,

als wenn wir nicht ganz richtig ticken würden, so eingemummelt wie wir

daher kommen. Ehrlich – es ist zwar laut Thermometer um die acht bis neun

Grad warm, aber durch den vehement kalten Wind fühlt sich das an,

wie unter dem Gefrierpunkt. Jedenfalls bummeln die beiden händchenhaltend

leicht bekleidet - wie im Sommer - an uns vorbei und während sie unseren

Blicken in der Ferne entschwinden, machen wir schmunzelnd ein Foto von den beiden.

 

Am Nachmittag wollen wir eigentlich einen Spaziergang rund um einen

Aussichtshügel bei Doville unternehmen. Den Hügel und den Parkplatz finden

wir auf Anhieb, leider sind die Wege aber unbegehbar. ‚Boue, Boue und nochmal Boue‘,

durch den vielen Regen und Radfahrer…., welche beide gleichermaßen ihre Spuren hinterlassen haben. Alles ist matschig. So dürfen die Hunde nur kurz das Auto

verlassen, bis wir den Bereich in alle Richtungen ein paar Meter erkundet und für ‚gassiunwürdig‘ definiert haben. Mit enttäuschten Blicken verschwindet

die Meute wieder ins Heck – ‚menno – blöder Ausflug!‘

Wenigstens stellen wir beim Rückweg zur Küste fest, dass es hier tatsächlich

zahlreiche Wanderparkplätze und -wege gibt, welche bei trockenem Wetter

sicherlich zu beschaulichen Rundwegen einladen. Zudem queren wir auf kleinen

Sträßchen von Dorf zu Dorf – ganz wie einst mit der Landkarte auf dem Schoß.

Dies hat allerdings den Nachteil, dass die Routenfinderin mehr in die Karte

denn auf die schmucken kleinen Gehöfte schauen kann. Apropos Gehöfte –

manch einer dieser kleinen Ansiedlungen versinkt mitsamt

den Rindviechern auf den angrenzenden Weiden geradezu im Matsch

und wir fragen uns, wie die Menschen und Tiere das nur ertragen….

So landen wir aber einmal mehr in den Dünen und am Strand, denn hier versickert

das viele Wasser einfach und die Hunde und ‚unser Geläuf‘ bleiben

trocken und sauber. Wir schlendern vom Ortsende von Portbail in Richtung

Hafen am Strand entlang. Zunächst erscheint uns der Abschnitt hier nicht

wirklich schön. Das Meer hat sich wieder weit zurückgezogen und gibt eine

eher unwirtliche und steinige Küste frei. Letztendlich landen wir

vor dem Hafenbecken. Genau gegenüber, nur durch einen tiefen Priel getrennt,

befindet sich der Strand und die Dünen von Lindbergh-Plage.

Für den Rückweg stapfen wir von dieser Stelle aufwärts Richtung Campingplatz.

Nachdem wir diesen und die letzten Häuser von Portbail hinter uns gelassen haben, schlendern wir durch eine beschauliche Sand- und Pinienwaldlandschaft retour zum Auto.

 

Nach einem kurzen Einkaufs-/Tank- und Autoabspritz-Stop in Barneville-Carteret

kehren wir wie immer hungrig in unser Refugium zurück.

 

 

Freitag, Vendredi, 01.02.2013   

 

Heute ist unser 20. Hochzeitstag! Und der Himmel weint – wenn wir aufs

Wetterradar gucken, scheint es so, als wenn es den ganzen Tag ‚zum Heulen’

bleibt mit dem Wetter! Aber – wir lassen uns dadurch die Laune nicht verderben –

nee, na, ein bisschen vielleicht. Sonne wäre schöner gewesen, aber gut.

 

Uwe wird mich heute noch gaaanz groß zum Essen ausführen - neee, war ein Spaß -

aber er wird mir das kochen, was wir essen würden, so wir gaaanz groß

ausgehen täten. Nämlich Hamburger!

Zunächst ist er zum ersten Mal am Morgen mit den Hunden alleine los

und erspart mir das Regenklamotten aus- und anziehen. Habe ich ja auch

zweimal gut, denn zweimal hab ich das morgens schon übernommen.

Also das schaut ganz nach einem SchlaZuTag aus – am zwanzigsten…..

Dann gibt es aber erst einmal ein Mega-Frühstück mit allem - der Kamin brennt

und -- der Regen prasselt…( ich sagte ja ‚mit allem‘...)

 

 

Samstag, Samedi, 02.02.2013

 

Das Wetter hatte gestern doch noch ein Einsehen! Wir konnten einen schönen Nachmittagsausflug unternehmen, - sehr zum Missfallen der Wauzis

mussten sie dabei aber über eine Stunde im Auto verharren.

Wir sind nämlich doch noch zu der ‚Maison du Bisquit‘ gefahren und kamen

aus dem Staunen nicht mehr heraus. Nun – da wir ja am 20sten Hochzeitstag

die ‚Porzellan-Hochzeit‘ haben, hatten wir uns dann doch zwei

wunderschöne Tassen dort gekauft

 

und mussten uns arg zurückhalten, nicht noch mehr zu kaufen kaufen kaufen….

Dieser ‚Laden‘ hat einen ganz eigenen Zauber. Alleine schon der Duft

der frischen Kuchen und Backwaren, welcher einen einfängt. So wie man

an die Gebäudefront heran tritt, empfängt einen Klaviermusik.

Tatsächlich befindet sich in einer Nische eine lebensgroße Pianistenfigur,

welche an einem Klavier hockt, dessen Tasten sich bewegen.

 

Der ganze Geschäftsbereich ist wie aus einer anderen Zeit in viele

verschiedene kleine ‚Lädchen‘ unterteilt. Für Seifen, für Gewürze,

Hochprozentiges und Weine oder Cidre und Calvados, Teigwaren,

Porzellan, Tee, Kuchen, Kekse, zur Einkehr einen  Salon de The….

 

Als wir nach gut einer Stunde hinaus auf den Parkplatz traten, war es,

als wenn wir aus einer anderen Welt wieder zurück in die Realität kämen.

Und die hatte uns auch gleich wieder, denn vom Nachbargrundstück,

auf dem ein wunderschönes Steinhaus steht (das vermutlich

dem‚Chef‘ der Maison gehört) blickte uns ein wunderschöner

Blue-Merle-Shepherd entgegen.

 

Der hätte bestimmt auch lieber mit Enyo gespielt, als dort hinter

dem Tor gesessen. Enyo sah das genauso und tat dies auch lauthals kund,

als wir ‚unsere Beute‘ auf dem Rücksitz verstauten.

 Später landeten wir am Touri-Strand-Abschnitt von Carteret

 

und spazierten dort noch fast zwei Stunden lang umher, bis die heran

nahende Dunkelheit unseren Hochzeitstag-Schlendrian beendete.

 

Die Hamburger von ‚Chef de Cuisine Uwe‘ waren grandios und ich warnte ihn,

dass bald hier über La Pacotte ein MC Donald-Schild in Betrieb gehe,

wenn er noch mehr von den Dingern zubereiten würde.

 

Ach ja und heute, an diesem Samstag, sollte nun endlich mein lang gehegter

Traum in Erfüllung gehen. Nachdem Roxane so überaus nett war, für mich

einen Reittermin zu vereinbaren, startete ich allein am frühen Vormittag

zu dem kleinen Reitbetrieb am Ortsende von Portbail.

Leider wird es wohl doch ein Traum bleiben, denn ich wurde versetzt.

Da ich natürlich ‚ganz deutsch‘ überpünktlich bei dem Stall erschien,

begrüßten mich zunächst lediglich die beiden Hofhunde

und eine kugelrunde schwarze Ziege.

Sonst – Fehlanzeige, kein Mensch, welcher den Eindruck erweckte, er warte

auf seine Reitschülerin. So begann ich durch die Stallungen zu streifen

und mir die Boxen und Pferde zu betrachten, ‚gemistet gehört hier mal wieder‘

dachte ich mir bei meinem Rundgang…. Ein paar ‚Nüsternstreicheln‘

und ‚Miezekraulen‘ später, tauchte die Stallbetreiberin auf, die mir

zu verstehen gab, die Reitlehrerin käme sicher in wenigen Minuten. 

Nun - es kam niemand und meine erneute Nachfrage ergab,

dass man vermute, die junge Dame, welche mich begleiten sollte, habe ein Problem

mit ihrem Kleinkind. Na -  wenigstens hatte ich die eigens dafür mit verreiste

Reithose einmal an und konnte feststellen, dass diese mir trotz der reichlichen ‚Schlemmereien ‘ hier noch passt. Ansonsten war ich nach einer Stunde

des Wartens im Schatten und eisigem Wind total durchgefroren und

denke mir jetzt ‚was nicht sein soll, soll nicht sein‘, vermutlich hatte

mein Schutzengel die Hand gerade auf, und es wäre vielleicht doch einmal eben

‚nicht gut gegangen‘, mit dem Reitabenteuer. Bleiben mir meine Reiterträume –

in Brokeloh im Herbst!

 

 

Sonntag, Dimanche,  03.02.2013

 

Der dritte Sonntag, es ist der letzte hier. Aus Erfahrung wissen wir,

dass die Tage nun ‚wie im Fluge‘ vergehen werden. Uwe hat im Kamin bereits

wieder ein ‚Mordsfeuer‘ entfacht. Denn draußen ist es einmal mehr trübe

und nasskalt. Wenigstens war es zum Morgengassi am Strand

und in den Dünen nur ‚ttW‘ (trübes trockenes Wetter).

Gestern hatten wir zum Trost endlich mal wieder einen sonnigen Nachmittag,

welchen wir eine Stunde Autofahrt südlich von hier im Bereich

von Montmartin am Strand verbrachten.

 

Stundenlang sind wir (wieder bei eisigem Wind) an der unendlich langen

Bucht weiter Richtung Süden gepilgert, entlang an dem Feriendörfchen

Hauteville-Plage, das oberhalb der mit Steinen gesicherten Bucht wie ein

Geisterstädtchen auf uns herab zu schauen schien.

Alle Fensterläden verschlossen.

 

Dafür entdeckten wir ‚Traber‘ mit ihren Sulkys, die pfeilschnell

in der Gischt unseren Blicken entschwanden.

 

Das gleißende Licht der Sonne auf dem überaus weiten Strand bei Ebbe

war einmal mehr ein Naturschauspiel für sich.

Der Rückweg war hier derselbe, denn an diesem Bereich ist der Zutritt

in die Dünen untersagt

 

und so stemmten wir uns durch den Sand und gegen den Wind. So etwas

nennt sich ‚Powerwalking‘! Als wir wieder zurück an dem kleinen Parkplatz waren,

fielen wir ebenso erschöpft in die Autositze, wie unsere Bande hinten im Heck

in sich zusammen. Auf dem Rückweg touchierten wir die größere Stadt Coutances.

Für Städteliebhaber sicherlich ein sehr lohnenswertes Ziel. Wir waren jedoch

lediglich noch auf der Suche nach einem Marche für einen kleinen Einkauf

und landeten in einem riesigen E’Leclerc. Und wenn ich hier schreibe riesig,

dann meine ich es auch. So einen Laden haben wir tatsächlich noch nie gesehen.

Uwe zählte kurz und kam auf 22 in Worten zweiundzwanzig offene Kassen!

Die Einkaufswägen sind derart groß, dass man das eingekaufte Zeug mit den

Händen fast gar nicht mehr heraus hangeln kann, um es auf das Kassenband zu legen.

Herrli wäre fast kopfüber in den Gitterwagen geplumpst, als er nach den Waren

am Boden der Karre ‚fischte‘…. Wie groß ist wohl diese Art von Einkaufsmarkt

nur in Paris, wenn man für diese kleine Stadt hier schon solche Dinger hin baut?

Allein die Elektro-Abteilung macht einem ‚Saturn‘ oder ‚Media-Markt‘

in Allemagne alle Ehre. Nur eines haben wir bislang hier nicht entdecken können,

eine Drogeriemarkt-Kette wie z.B.  ‚Müller‘ oder ‚DM‘ oder eine Heimtierkette

ala Fressnapf. Diese Artikel gibt es alle ‚nur‘ in diesen großen Einkaufsmärkten,

Hundefutter und –zubehör auch in den Garten- und Pflanzencenter. Das wäre

doch mal `ne Marklücke hier. Die französischen Frauen tun mir ganz schön leid,

was die für ihre Kosmetik ausgeben müssen…. Aber vielleicht läuft das ja

hier auch via Internet, das wissen wir natürlich nicht. Na ja, die Lebensmittel

sind ohnehin teurer als bei uns, wobei immer mehr Lidl-Marche anzutreffen sind.

Sonstige uns bekannte Billig-Discounter, welche mit qualitativ gleichwertiger

Ware aufwarten, sucht man meist immer noch vergeblich. Vereinzelt findet

man zwar Aldi-Marche, deren Warenangebot aber nicht mit dem hierzulande

zu vergleichen ist. Auf der Rückfahrt von Coutances nach Lindbergh-Plage

lenkte uns unsere Navi-Tante einmal mehr mitten durch ein paar kleine Dörfchen

und wir konnten in der Abendsonne wieder einmal die wunderschönen

Steinhäuschen hier bewundern. Wie schön das hier sein muss, wenn all

die Blumen z.B. die überaus reichlichen Hortensien…….. Aber das erwähnte ich

ja bereits…. Die wahre Pracht der Normandie kann man derzeit hier nur erahnen.

 

Wir beschließen für diesen letzten Sonntag heute, einen beschaulichen

Mittag vor dem Kamin zu verbringen und mit den Hunden ‚vom Haus‘ weg

zu spazieren, mehr wäre bei ‚Nieselregen quer‘ auch quasi ‚Verschwendung‘.

So sollte der Nachmittagsspaziergang eigentlich ‚mal‘ etwas kürzer ausfallen,

am Ende sind wir aber doch wieder fast zwei Stunden unterwegs, bis wir uns

im ‚la Pacotte‘ wieder finden. Zur Abwechslung treffen wir an diesem trüben

Sonntag heute niemand, aber auch gar niemand bei unserer Runde.

Und das an einem Sonntag, wo normalerweise der französische Bürger

seine Ausflüge an die Küste unternimmt.

 

Einmal quer durch die Dünen. Allerdings stehen wir dann irgendwann nur

noch vor Zäunen und kommen auch nicht mehr recht durch das Dickicht.

So verlassen wir das umgrenzte Terrain über einen Ausgang,

der vermutlich für die Jägersleute gemacht wurde, die Wauzis müssen

wir hier herüberheben, was sogar Enyo geduldig erträgt.

 

Dann aber heißt es in einem großen Bogen wieder zurück und rein

in die gute Stube, den Kamin angemacht und das grausige Wetter ausgesperrt.

Und – da wir heute keinen Rückweg mit dem Auto haben, schaffen wir es

endlich einmal unsere Gabel zu einer Zeit ins Abendessen zu tauchen,

zu der es alle anderen auch tun! Aber – was erzähle ich da wieder, stimmt ja

gar nicht, wer braucht schon die Gabel für einen Hamburger, grins. Da war noch

was übrig, von vorgestern, und das kommt heute ‚dran‘. Übrigens, ganz klein

geschrieben, für Reisehungrige: in Countances haben wir einen Mc-Donald entdeckt…. Ehrlich – nur vorbeigefahren!

 

 

Dienstag, Mardi, 05.02.2013

 

Heute Nacht gab es einen furchtbaren Sturm hier. Die Böen rissen an den

Fensterläden, der Regen hörte nicht auf gegen die Scheiben zu prasseln.

Als sich einer der großen Fensterläden selbständig gemacht hatte

und immer wieder vor und zurück donnerte, erschien schließlich Bandit

ganz verängstigt an meinem Bett „Fraule, das ist mir unheimlich“, winselte

er mich an. Da blieb nichts anderes übrig, als raus in das Unwetter

und den Fensterladen wieder festmachen. Dabei schickt man doch

bei so einem Wetter ‚keinen Hund‘ vor die Türe! Der heutige Morgen begann

dann ähnlich, bei der ersten Runde gerieten wir in einen Hagelschauer,

die feinen weißen Körnchen pfiffen uns wie Nadelstiche ins Gesicht.

Kein Wunder – Dienstag und Markttag in Portbail. Da war bislang jedes Mal so

ein grausiges Wetter. Und auch heute sind wir nass und niesen vor uns hin,

nach dieser Morgenrunde mit den Hunden. So haben wir abermals keine Lust,

uns zwischen den Marktständen und –wägen umzuschauen. Ein mitleidiger Blick

wandert von uns zu den Ständen und den tapferen Marktbeschickern,

die sich gegenseitig mit einem Schwatz bei Laune zu halten scheinen.

Das gab es ehrlich noch nie. Stauders in Frankreich und keinen einzigen Markt

heimgesucht. Was es aber auch dieses Mal gab, der Tag an dem Fraule

etwas kochte, was sie selbst für ungenießbar empfand. Das war gestern.

Es begann schon morgens, denn man – nee hier muss ich schreiben ‚Frau‘

hatte sich nicht beherrschen können und beim Pattisier ein ‚Crepe‘ erstanden

und gleich - noch vor dem Frühstück - während der Heimfahrt ‚verdrückt‘.

Oh je, das ist dem Magen nicht gut bekommen. Das war gar nix. Um dem dann

noch eines drauf zu setzen, sollte es am Abend ‚Bauernhack-Topf‘ geben,

heißt Hackfleisch mit einmal ‚Kühlschrankquer‘. Das wäre nicht schlecht gelungen,

wenn nur die Kartoffelschnipsel auch irgendwann mal gar gewesen wären.

Uwe hat es klaglos gegessen, mir war ja eh nicht recht und das Abendessen

fiel quasi aus. Das passiert uns heute nicht, denn zu dem Wetter passen

Flädlesuppe und Käsespätzle ganz hervorragend, nicht?

 

Der Kamin ist an, aber nun herrschen zur Abwechslung mal strahlender Sonnenschien,

Regen, Wind und Wolken, in raschem Wechsel, wie in der Bretagne seiner Zeit.

 

 

Mittwoch, Mercedi, 06.02.2013

 

Das Bretagne-Wetter bleibt uns erhalten. Uwe ist heute früh in einen

Hagelschauer geraten, jetzt scheint wieder die Sonne. Gestern am Nachmittag

ebenso, binnen weniger Minuten war plötzlich der Strand weiß und wir mussten

die kleinen Mädels gar noch schützend hoch nehmen und an uns drücken,

so peitschten die Hagelkörner auf uns und die Hunde herunter.

Ein paar Augenblicke später war der Spuck vorbei und die Sonne verwandelte

die Bucht bei St- Germain geradezu in eine Mondlandschaft,

denn das Wasser war gerade abgezogen.

 

Die kleine Bucht dort hat es uns ohnehin angetan. Wir haben ja weit hinten

in den Dünen einen kleinen Parkplatz entdeckt, von dem man aus fast

direkt in die riesige Sandbucht gelangt, welche bei Flut wie bei Ebbe

wunderbar zu umwandern ist.

 

Durchqueren kann man sie wohl nicht, da sie einige tiefe Priele mit starker

Strömung zu beheimaten scheint. Das muss hier jedoch zum ‚Wasserpatschen‘

ganz zauberhaft sein. Allerdings ist das ein ‚Plage naturiste‘, demnach findet

man sich in der Saison dann zwischen ‚den Nackten‘ wieder. Also – Wauzis raus

aus dem Pelz!  Weiter im Norden haben wir nichts mehr entdeckt, was uns ‚vom

Hocker haut‘, zumal man dann stets das Cap de Flammanville mit dem AKW

und den riesigen Strommasten-Autobahnen vor sich hat, was irgendwie einen

bedrückenden Eindruck hinterlässt. Die Urlaubstage neigen sich nun tatsächlich

allmählich dem Ende zu und wir schauen uns die Abschnitte, welche uns besonders

gut gefallen haben, gerade zum zweiten Mal an. In den vergangenen Wochen

sind wir die westliche Küste quasi zwischen Montmartin s Mer und dem

Cap Hague fast komplett in Etappen abgewandert. Uwe meinte gestern,

in keinem Urlaub seien wir je so viel gelaufen…. Ach ja - und zu den ‚Sachen‘,

die uns besonders gut gefallen haben, gehört leider auch die ‚Maison du Biscuit‘….

Ja - sie haben es wieder ‚getan‘, die Stauders. Sie haben wieder Tassen

gekauft! Und Kekse – sogar nur für uns! Na ja, wo wir doch gar keinen

einzigen Markt besucht haben, oder?

 

 

Donnerstag, Jeudi, 07.02.2013

 

Das bretonische Wetter blieb auch gestern unser Begleiter - glücklicherweise

sind die Hagel- und Regenschauer beim Gassi am Nachmittag aber an uns

vorbei gezogen. Bis auf ein paar Tropfen haben wir einmal ausnahmsweise

‚nichts abgekriegt‘. Wir waren südlich der Bucht bei St-Germain, Richtung Pirou.

Auch hier ein endlos langer Strand mit feinstem Sand. Die Sonne zauberte immer

wieder besagtes ‚Licht‘ in die Landschaft, das Meer. Und in die Dünen reflektierten

die Sonnenstrahlen in den schönsten Farben. Wir konnten gar nicht genug

von der Knipserei bekommen.

Letztlich waren wir wie so oft mehrere Stunden auf und ab unterwegs und

mussten beim Rückweg abermals gegen den starken Wind laufen - stöhn.

 Das bereits vorgekochte ‚ungarische Gulasch‘ dann als Entschädigung!

 

Heute am Morgen erlebten wir nochmals einen der wenigen sonnigen

Vormittage. So haben wir zum ersten Mal die vorgelagerte

Insel Jersey richtig klar erkennen können.

Kaum zu glauben, dass diese fast 30 km weit entfernt ist. Uwe erzählte, wie er

gestern bei der Nachtrunde die Lichter der Straßenbeleuchtung sehen konnte,

was bislang nie möglich war. Das Meer vor dem Strand lag abends stets im Dunkeln

vor ihm. Zudem hatte sich das Wasser sehr zurückgezogen und so gelang es uns,

unglaublich weit nach vorne zu gehen. Grenzenlos lag der Strand von

Lindbergh-Plage bei Ebbe vor uns. Foto, Foto, Foto…. Den Wauzis hat es gefallen,

schon wieder über eine Stunde Morgengassi….

 

Ab jetzt ist ‚Resteessen‘ angesagt. Leider rinnen die Tage wie bereits

vorhergesehen nur so dahin. Ach ja - und Uwe bekommt nun bald ein

‚Kaminfeuer-Verbot‘. Da er das gekaufte Holz noch verbrennen will,

macht er zu jeder Zeit - oder Unzeit, die wir uns im Haus aufhalten,

im Kamin ein ‚Monsterfeuer‘.

 

Da das Holz teilweise nicht richtig trocken ist, verqualmt dabei die Bude derart,

dass ich grad meine Schreiberei unterbrechen und ein Fenster aufmachen muss…!

Wenn ich daran denke, dass ich in der ersten Woche in diesem Häuschen

doch recht gefroren habe…. Heute Nachmittag führte uns der Ausflug dann

an die andere Seite der Halbinsel – an die Ostküste entlang der ‚Utah-Beach‘.

Kein Ort, der uns gefallen hat. Man kann hier Panzer, Bunker und Soldatendenkmäler angucken. Museen und Friedhöfe der Kriegszeit ebenso. Da wir da keinen

‚Draht‘ dazu bekamen, wollten wir einfach nur mit den Hunden irgendwo

noch eine schöne Gassirunde laufen. So landeten wir ungewollt in einem

Naturreservat, einem riesigen Vogelschutzgebiet.

 

Da waren wir leider bereits einige Zeit los marschiert, bis wir merkten,

wie streng die Vorschriften dort sind. Und prompt querte auch noch

ein Fotograf mit mehreren riesigen Teleobjektiven behangen unseren Weg

und machte uns natürlich sofort auf den Leinenzwang für die Hunde aufmerksam.

Dabei deutete er auf Hannah – ausgerechnet.

 

Die will ja nun vom Jagen echt nix wissen. ‚Asche auf unser Haupt‘. Beklommen

hängten wir die Leinen an die Halsbänder der Wauzis und machten

uns irgendwie bedrückt auf den Rückweg.

 

Entlang des Weges befanden sich ehemalige Bunker und Schießscharten,

welche nun als Ausguck für die Vogelwelt des Reservats dienen.

 

Also der Ausflug war misslungen. Keine schöne Gegend, Kriegsgeschichte

hin oder her. Oder gerade deshalb. Da fühlten wir uns an der Westküste

doch deutlich wohler. Allerdings - eines will ich hier mal festhalten.

Überall – und nicht nur beim oben geschilderten Naturreservat -  sind wir

auf Schilder oder Hinweise gestoßen mit der Aufforderung, die Hunde

anzuleinen. Wer es nicht glaubt - ich habe sie alle fotografiert.

 



Wie und wann das restriktiv beachtet werden muss, wissen wir nun nicht.

Im Moment scheint sich zumindest in den Dünen und am Strand keiner drum

zu kümmern. In vielen Reiseberichten ist von derlei Einschränkungen bislang

nichts zu finden gewesen. Ich weiß nun nicht, ob dies nicht bald der

Vergangenheit angehört? Oder ob die Bestimmungen in der Nebensaison

einfach von allen ignoriert werden. Wie sieht's aber im Juli und August aus?

Da dürfen die Hunde an manchen (wenn auch wenigen) Strandabschnitten

in diesen beiden Monaten tagsüber gar nicht mit ans Meer, nicht mal an der Leine.

Na - wie erwähnt – die Hauptsaison ist für uns in Frankreich ohnehin ‚no go‘ Zeit

und so hoffen wir auch für die Zukunft auf ein entspanntes Miteinander

an den weiten und wunderschönen Stränden dort.

Heute ist jedenfalls der letzte richtige Urlaubstag gewesen – und wir lassen

diesen Abend am Kamin in aller Gemütlichkeit zu Ende gehen. Morgen ist schon

‚Pack- und Räumtag‘ – und am Samstag ‚Auszug der Teutonen‘. Nun hoffen

wir für die Heimreise nur, dass das Wetter ‚trocken‘ bleibt!  Im Moment

jedenfalls ist unser alter Vertrauter  - genau der - der Regen wieder zurück.

Aber nun flackert ja schon wieder das Kaminfeuer und die Fensterläden sind zu.

Kann uns im Moment nix mehr anhaben. Bis zum Nachtgassi, armer Uwe….

 

 

Freitag, Vendredi, 08.02.2013

 

Nochmal zwei Bummel-Gassirunden rund um Lindbergh-Plage. Der letzte Tag

ist wie immer ein ‚Urlaubs-Kater-Tag‘. Die schönen Ferien sind zu Ende.

Wie lange haben wir uns auf diesen Urlaub gefreut – und dann ist er schon

wieder vorbei. Schön war es hier. Wir haben uns wohl gefühlt und wollen

unbedingt einmal wieder hierher kommen - wenn die überaus reichlichen

Hortensien…… ihr wisst schon! Schweigsam räumen wir ‚unseren Hausstand‘

in Koffer und Taschen. Die Hunde folgen unserem Aktionismus

mit erstaunten Blicken. Allen voran die kleine LILLI, die in derlei Situationen

immer noch unsicher wird und sich wohl frägt, ob sie auch wieder mit

nach Hause genommen wird oder ob sie wieder einmal ihre ‚Heimat‘ verliert.

Fortan weicht sie mir nicht mehr von der Seite – mein kleiner ‚Hackenporsche‘.

 

 

Samstag, Samedi, 09.02.2013

 

Unser Reisebegleiter ’Mothy‘ wartet voll bis ‚unter die Haube‘ darauf,

uns wieder in die schwäbische Heimat zu befördern. Gerade begegnen

wir noch der ‚Reinigungsfee‘, während wir uns mit einem Rundblick

von den Dünen verabschieden. ‚Au revoir Lindbergh Plage und hoffentlich

bald einmal bienvenue dans la belle Normandie!‘ Im Regen tragen wir die

letzten Habseligkeiten aus ‚La Pacotte‘ und stopfen sie irgendwie

ins Gepäckchaos. Hauptsache die Wauzis haben hinten im Heck

weiche und gemütliche Reisebedingungen für die lange Fahrt.

 

Die Heimreiseroute vertrauen wir abermals der Navi-Tante an und durchqueren

erneut auf dem innersten Autobahnring die Betonwüstenbebauung

der Peripherie von Paris. Ehrlich – ohne Navi, forget it! Im letzten Drittel

erhasche ich in der Vorbeifahrt einen furchtbaren Blick auf eine Abfalldeponie,

welche unmittelbar zwischen dem Autobahnnetz liegt. Menschen leben hier -

aus kleinen Bretter- oder Zeltverschlägen steigt Rauch auf - eine Frau

stolpert durch den Unrat und Kinder wühlen in den Hinterlassenschaften

der Gesellschaft nach Ess- oder Brauchbarem. Solche Bilder kannte ich bislang

nur aus dem Fernsehen und wenige Sekunden später ist diese bedrückende

Realität auch schon wieder aus meinem Blickfeld. Gerade, als wenn man

den Fernsehkanal gewechselt hätte.

 Kaum dass wir die großen Industriegebiete am Rande von Paris hinter uns

gelassen haben, richten sich unsere Sorgen einmal mehr darum, wo wir für

uns und die Meute eine günstige Gelegenheit für eine ausgiebige Pause finden.

Denn – Pause heißt, abseits der Autobahn eine Stunde Freilauf ohne Leine.

Das ist unserer Erfahrung nach immer ein wenig ein ‚Lotteriespiel‘,

ob sich da innerhalb eines gewissen Radius ein Parkplatz mit

passablen Wegen oder Auslaufgeländen findet.

Dieses Mal haben wir Glück und merken uns diese Ausfahrt bei Marne la Vallee

gleich für die hoffentlich bald kommenden Urlaube: unmittelbar nach Paris

verlassen wir auf Höhe eines größeren Waldgebietes (Foret de Ferrieres)

unsere Route und suchen entlang der D471 einen Parkplatz. Abfahrt Nr. 13 und 14

Foret de Crecy, entlang der D21 bieten ebenso noch weitere zahlreiche

Park- und Gassimöglichkeiten. Nur als Tipp auch für alle anderen, die sich nicht

mit den Air de ....  an den Highways zufrieden geben wollen (können).

Die beiden Abfahrten weisen jeweils auf Disneyland Paris hin und sind quasi

nicht zu verfehlen und bieten für uns ca. in der Mitte der Fahrtstrecke

wirklich die ideale Position für den gewünschten Stopp.

Ja - ansonsten gibt es dieselben nur noch zum Tanken – und Erwerb

der Verpflegung aus der ‚Bordküche‘. Nach 11 Stunden kommen wir so

am späten Abend wieder in unserer schwäbischen Heimat an und drehen erst

einmal mit den Hunden eine ausgiebige Gassirunde – im Schnee!!!!!

Ach ja – was ich noch anmerken wollte: Zuletzt erstand ich noch eine Postkarte,

darauf sind genau die zwei Dinge abgelichtet, die nicht geklappt haben,

die Besichtigung des Klosterberg Saint Mont Michel und eben der Ausritt.

 

Letzteres passt ja dann zu dem Skandal, der kurz nach unserer Heimkehr

aufgedeckt wurde. Den mit dem Pferdefleisch! So erhält der verpasste

Strandritt eine ganz andere Bedeutung! Denn wir vermuten natürlich,

dass wir ebenso wie andere unwissend in den erworbenen Hackfleischprodukten Pferdefleisch konsumiert haben. Da hilft alles nichts: nicht geritten ist nicht

geritten – und gegessen ist gegessen – im wahrsten Sinne des Wortes!

 Und – in diesen Tagen, da wir nun Mitte März endlich das Reisetagebuch

fertig stellen können, kehrt in ‚unser‘ Portbail tatsächlich tiefster Winter ein.

Wir staunen nicht schlecht, als in den Sondersendungen zu dem Schneechaos

in Norddeutschland und unseren Nachbarländern plötzlich der uns wohlbekannte

Straßenzug mit dem kleinen Marktplatz von Portbail zu sehen ist. Gerade an

einem Dienstag – ihr wisst ja – Markttag – ‚Mieses-Wetter-Tag‘. Ein französischer

Bürger versucht mit einer Kehrschaufel, den Schneemassen Herr zu werden.

Der arme verzweifelte Mann ist der freundliche Inhaber des kleinen

‚Touri-Lädchens‘, in welchem wir unsere Postkarten und Briefmarken

erstanden haben. Wie wir hören, ist die Region derzeit quasi von der Außenwelt abgeschnitten. Und wir dachten, wir hätten mit dem Wetter Pech gehabt……

Zum Ende dieser beschaulichen Erzählung möchten die Stauders + Wauzis

einmal mehr den Hundefreunden Roxane und Joachim Carrez de Somer

für ihre unkomplizierte Gastfreundschaft von Herzen danken,

denn es gibt nicht viele derart schöne Ferienunterkünfte,

die für einen ‚Rudelurlaub‘ zur Verfügung gestellt werden.

Und die Wauzis grüßen alle anderen Ferienwuffis mit der Bitte,

auf ihre Zweibeiner aufzupassen, damit auch in Zukunft nicht nur Pfotengäste,

sondern auch deren ‚Fußvolk‘ allseits herzlich willkommen sein wird.

Bis bald mal wieder im "La Pacotte"

oder einem anderen Ferienhaus von SEA-N-DOGS.